Auf a Glasl...
Interview mit den Weinbeissern
Der Gründungspräsident Manfred Pernthaler und der aktuelle Vorsitzende Tobias Gutmorgeth erzählen über Minigolf, die „Weinbeisser“ und das Traumspiel in Kaltern.
Reporter: Traumspiel 2023 - der FC Bayern München kommt nach Kaltern. Nervös?
Manfred: Nervös? Keine Spur!
Tobias: Du hast leicht lachen, als emeritierter Präsident kannst du dir den ganzen Trubel ja von der Seitenlinie aus anschauen! Aber ernsthaft: Ein gewisses Kribbeln ist schon da, wenn der große FC Bayern zum Gastspiel nach Kaltern kommt!
R: Wie kam es eigentlich dazu?
T: Unsere Bewerbung war eigentlich ziemlich spontan. Als Anfang des Jahres bekannt wurde, dass das Traumspiel nach drei Jahren Pause wieder stattfinden sollte, haben wir uns im Fanclub-Ausschuss mit dem Thema befasst und kurzerhand entschieden, uns dieses Jahr beim FC Bayern zu bewerben. Dann ging es Schlag auf Schlag: Kurze Absprache mit den Zuständigen in Kaltern, erfolgreiche Vorstellung des Konzepts bei der Vollversammlung des Dachverbandes der Südtiroler Bayern-Fanclubs, Ausarbeitung der detaillierten Bewerbung, Abgabe der Unterlagen in München und kurze Zeit später: Zusage aus München!
R: Klingt nach einer spannenden Zeit!
T: Absolut! Wir erwarten für das Traumspiel mehrere Tausend Zuschauer, da gibt es allerhand zu erledigen. Aber wir machen das gerne, was gibt es schließlich Schöneres als den FC Bayern zu feiern? Und das im eigenen Dorf!
R: Und dabei ist der Fanclub noch relativ jung, oder?
M: Naja, offiziell sind wir Kalterer erst seit knapp 16 Jahren beim FC Bayern als Fanclub eingetragen. Doch Bayern-Fans in Kaltern haben eine längere Tradition. Bereits unsere Väter haben in den späten 60er- und 70er-Jahren mit den Bayern mitgefiebert. Zu Olympiastadion-Zeiten gab es dann bereits erste Fahrten über den Brenner nach München.
T: (lacht) So erzählen es zumindest die älteren Kaliber! In den 90er-Jahren gab es auf jeden Fall regelmäßig Busfahrten nach München und auch wir Jungen konnten nicht genug vom FC Bayern bekommen. In dieser Zeit waren die Kalterer formell dem Bozner Fanclub zugehörig. Doch es gab bereits ein Stammlokal, wo die Bayern-Fans die Spiele gemeinsam verfolgen konnten. Jung und Alt trafen sich bei „Pizzeria & Minigolf Bärental“, der „Mini“ Hermann versorgte uns nicht nur mit dem wichtigen Fernsehsignal, sondern auch verlässlich mit Speis und Trank.
R: Warum die Gründung eines eigenen Fanclubs?
T: Der Bozner Fanclub wurde 2007 aufgelöst…
M: … und da der Gedanke eines Kalterer Fanclubs schon mehrere Jahre in unseren Köpfen herumschwirrte, sahen wir die Auflösung der Bozner als eine gute Gelegenheit, einen eigenen Fanclub zu gründen.
T: Wir haben uns umgehend mit sechs weiteren Bayernfans aus Kaltern zusammengesetzt und das Ganze ins Rollen gebracht. Die notwendigen Mitglieder hatten wir relativ schnell beieinander. Am 12. Dezember 2007 wurde der Fanclub „Weinbeisser Kaltern“ schließlich offiziell ins Leben gerufen.
R: „Weinbeisser…“?
M: Wir werden immer wieder von Auswärtigen gefragt, was es mit dem Namen auf sich hat.
T: (schüttelt den Kopf) Es ist wirklich mühsam! Laut dem Duden versteht sich unter einem Weinbeisser ein „anspruchsvoller, den Wein bewusst genießender Weintrinker und -kenner“, das sollte doch zur Allgemeinbildung gehören!
M: Genau so ist es! Wir haben nach einem Namen gesucht, der zu unserer Herkunft passt. Und da bei den Sitzungen ein Glasl Kalterer See meist nicht fehlte, sind wir letztendlich beim Namen „Weinbeisser“ gelandet.
R: Alles klar! Wie ging es nach der Gründung weiter?
M: In den ersten Jahren lag der Fokus auf den gemeinsamen Busfahrten nach München. Wir haben aber bereits von Beginn an auch das Gemeinsame, das Gesellige in den Mittelpunkt gestellt. So haben wir beispielsweise an verschiedenen Kleinfeldturnieren oder beim jährlichen Eisstockschießen der Südtiroler Fanclubs teilgenommen – mit wechselndem Erfolg. Auch unser jährliches Calcetto-Turnier (Tischfußball, Anm. d. Red.) hat mittlerweile Kultstatus!
T: Und da es das „Minigolf“ seit Längerem nicht mehr gab, machten wir uns auf die Suche nach einem neuen Fanlokal. Nach mehreren glücklosen Jahren haben wir dann im Hotel Weingarten eine neue Heimat gefunden. Seit 2022 verfolgen wir die FC Bayern Spiele in der Fußball Bar der Sportzone St.Anton.
M: Zu unserem fünfjährigen Jubiläum kam dann der Höhepunkt meiner Präsidentschaft! Zur Weihnachtsfeier der Südtiroler Fanclubs durften wir David Alaba, damals noch ein vielversprechendes Talent und bereits Publikumsliebling, bei uns in Kaltern begrüßen.
R: Und dann war Schluss für dich?
M: Bekanntlich soll man abtreten, wenn es am schönsten ist! In dieser Zeit gab es bei mir mehrere Dinge, die es mir zeitlich nicht mehr möglich machten, das Amt der Präsidenten mit der notwendigen Aufmerksamkeit auszufüllen.
T: Wir waren schon etwas überrascht, als Manni so kurz nach der Weihnachtsfeier 2012 seinen Rücktritt bekannt gegeben hat.
M: Ich wusste ja, dass mit Tobias – bis zu diesem Zeitpunkt zweiter Vorsitzender – der passende Nachfolger bereitsteht.
R: Seitdem steht also Tobias an den Spitze des Fanclubs.
T: Ja, rein sportlich hat sich der Wechsel schnell bezahlt gemacht: Gleich im ersten Jahr meiner Präsidentschaft holten die Bayern gegen Dortmund die Champions League und auch die folgenden Jahre waren von Erfolg geprägt!
R: Was sind eure schönsten Erinnerungen in Zusammenhang mit dem FCB?
M: Ganz klar das Champions-League-Finale 2001 gegen den FC Valencia im altehrwürdigen Giuseppe-Meazza-Stadion! Ich hatte damals das Glück, als junger Bursche zusammen mit zwei Kalterer Legenden, dem „deutschen Willi“ und dem „Habe die Ehre Günther“, das Spiel live vor Ort schauen zu dürfen. Als Effenberg nach der über 120 Minuten dauernden Nervenschlacht den Henkelpott in den Mailänder Nachthimmel stemmte… Ich bekomme heute noch Gänsehaut!
T: Ich war damals zwar nicht im Stadion, aber dieser Tag ist auch für mich – wie wohl für den Großteil der Bayern-Fans – ein Tag für die Ewigkeit! Es sind aber nicht nur die großen Siege, die einem in Erinnerung bleiben. Ich erinnere mich zum Beispiel immer wieder gerne an das Champions-League-Finale 2010. Wir waren damals zu sechst in Madrid, um unsere Bayern zu unterstützen und haben in den Tagen drumherum allerlei erlebt. Auch wenn es für den Sieg gegen Inter Mailand nicht gereicht hat, werde ich sicher noch lange an die Momente mit meinen Fanclub-Kollegen zurückdenken.
R: Und nun das Traumspiel 2023! Alles bereit?
T: Das hoffe ich doch! Wir haben in den letzten Wochen und Monaten unser Bestes gegeben und freuen uns, wenn es endlich soweit ist!
Der aktuelle Weinbeisser Ausschuss
Weihnachtsfeier 2012
David Alaba beehrt die Weinbeisser
Die Südtiroler Bayern-Fans durften in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Spieler oder Verantwortliche des FC Bayern München bei den alljährlichen Weihnachts- oder Neujahrsfeiern begrüßen.
Im fünften Jahr unseres Bestehens hat uns der Dachverband im Jahr 2012 die Ausrichtung der Weihnachtsfeier anvertraut und wir sind die Sache mit großem Einsatz angegangen. Bei all den Vorbereitungen stellt sich für den Veranstalter natürlich immer die große Frage: Wer kommt?
Kurze Zeit vor dem Stattfinden der Weihnachtsfeier kam endlich die freudige Nachricht aus München: David Alaba, der sympathische Österreicher und damals noch Außenverteidiger, wird die Südtiroler Bayern-Fans in Kaltern besuchen!
Der Andrang am zweiten Adventsonntag, dem 9. Dezember 2012, war enorm und das Vereinshaus in Kaltern war gerappelt voll. Die Zeit bis zum Eintreffen des Superstars konnten sich die Bayern-Fans mit dem ein oder anderen kalten Getränk sowie bei Polenta, Gorgonzola und Hauswurst vertreiben.
Auch die kleinsten Bayern-Fans wurden mit einer Zaubershow und einem süßen Geschenk des heiligen Nikolaus bestens unterhalten.
Kurz nach Mittag war es dann endlich soweit. Unter tosendem Applaus traf David Alaba in Kaltern ein. Im ersten Teil seines Besuchs stellte sich der Österreicher den Fragen des Moderators und des Publikums, im zweiten Teil nahm sich Alaba Zeit für gemeinsame Erinnerungsfotos und Autogramme. Die Zeit verflog wie im Flug und nach einigen Stunden hieß es dann leider wieder: Servus, David!
Seitdem sind über zehn Jahre vergangen. David Alaba war bei zahlreichen Meisterschaften und Pokalsiegen, sowie bei zwei Champions-League Triumphen eine der tragenden Säulen des FC Bayern München. Mittlerweile schnürt er seine Fußballschuhe leider für Real Madrid.
Doch die legendäre Weihnachtsfeier 2012 werden wir trotzdem nie vergessen.